Das Swiss Space Museum hat bereits mehrfach Objekte der Universität Bern in seine Sammlung aufgenommen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dieses Mal verlief es jedoch umgekehrt: Ein Museumsobjekt wurde für die Wissenschaft reaktiviert. Dabei handelt es sich um ein kleines Bauteil des Massenspektrometers STROFIO der BepiColombo-Mission.

Am 8. Januar 2025 um 04:59 Uhr MEZ passierte die Raumsonde BepiColombo in nur 295 Kilometern Höhe den Nordpol des Merkur. Dieses sechste und letzte Swingby-Manöver vor dem geplanten Eintritt in die Merkur-Umlaufbahn Ende 2026 ermöglichte bereits eindrucksvolle Beobachtungen der geheimnisvollen, kraterübersäten Oberfläche des Planeten. Besonders bemerkenswert waren die Aufnahmen der permanent im Schatten liegenden Krater Kandinsky, Tolkien und Gordimer, die möglicherweise Wassereis enthalten.

BepiColombo besteht aus drei Modulen und wird gemeinsam von der europäischen Raumfahrtagentur ESA und der japanischen JAXA betrieben. Ziel der Mission ist es, die Geheimnisse des sonnennächsten Planeten zu entschlüsseln. Das europäische Modul, der Mercury Planetary Orbiter (MPO), trägt zwei Instrumente, an denen die Universität Bern beteiligt ist. Eines davon ist das Massenspektrometer STROFIO (STart from a ROtating Field mass spectrOmeter), das die extrem dünne Atmosphäre des Merkur, die sogenannte Exosphäre, analysieren soll.
Während STROFIO an Bord der Raumsonde Messungen durchführt, befindet sich ein baugleiches Instrument, das Ground Reference Model (GRM), auf der Erde. Es dient zur Überprüfung und Kalibrierung der Messergebnisse sowie zur Analyse und Behebung möglicher Anomalien.
Ein unerwartetes Problem
Das GRM von STROFIO wird normalerweise am Southwest Research Institute (SwRI) in San Antonio, Texas, aufbewahrt, mit dem die ESA und die Universität Bern zusammenarbeiten. Jährlich wird es in der Berner Anlage CASYMIR nachkalibriert, zuletzt im Februar 2025. «Nach Abschluss der Messkampagne wurde beim Packen ein kleines Bauteil beschädigt», berichtet Dr. Daniele Piazza, leitender Ingenieur der Abteilung für Weltraumforschung und Planetologie der Universität Bern. «Es handelt sich um ein filigranes Gitterelement mit nur 18 Millimetern Durchmesser.» Diese Gitter sind an den Öffnungen der beiden Ionenquellen angebracht und daher besonders exponiert.
Ein Glücksfall für die Wissenschaft

Ein Ersatz musste her, doch das war nicht einfach: BepiColombo wurde bereits vor fast sieben Jahren mit einer Ariane-5-Rakete ins All gestartet. «Normalerweise werden überzählige Bauteile, nicht verwendete Komponenten und weiteres Material nach dem Missionsstart eingelagert oder bei Platzmangel entsorgt», erklärt Piazza. In manchen Fällen jedoch gelangen solche Objekte in Museumssammlungen.
Als Guido Schwarz, Direktor des Swiss Space Museums, von der Anfrage erfuhr, begab er sich umgehend ins Sammlungslager. Tatsächlich konnte er das benötigte Bauteil schnell auffinden und der Universität Bern zur Verfügung stellen.
«Wir schätzen uns glücklich, immer wieder nicht mehr benötigte Objekte von der Universität Bern für unsere Sammlung zu erhalten», sagt Schwarz. «Es ist uns daher eine besondere Ehre, diesmal etwas zurückgeben und damit selbst einen Beitrag zur Forschung leisten zu können.»