Noch vor wenigen Wochen war völlig unklar, ob das Automated Transfer Vehicle (ATV) – der durch die RUAG Space konstruierte ESA-Raumfrachter – gerettet werden kann. Nun ist es kar: das Swiss Space Museum hat eine Lösung gefunden. In der Nacht auf Freitag, 12. April, fuhr das Raumfahrt-Artefakt mit einem spektakulären Transport durch die Schweiz.
Fünf europäische Raumfrachter des Typs Automated Transfer Vehicle (ATV) versorgten die Internationale Raumstation ISS zwischen 2008 und 2014 mit Lebensmitteln, Treibstoff und Experimenten. Gebaut wurde das ATV im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Gestartet worden sind sie mit Hilfe von Ariane-5-Raketen.
Den Prototyp des ATV hat das Schweizer Unternehmen RUAG Space gebaut. Vor einigen Monaten offerierte die RUAG Space dem Swiss Space Museum den Prototyp für die Sammlung. «Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keine Ahnung, wo wir das Objekt lagern oder ausstellen könnten», sagt Guido Schwarz, Leiter des Swiss Space Museums. «Wir sind stolz darauf, dass wir dank der Stiftung Sternwarte Uecht und Res Kunz, deren Nachbar auf der Uecht, eine Lösung gefunden haben.»
Nachttransport von Zürich nach Bern
Am Donnerstag, 11. April, wurde das ATV am Mittag bei der RUAG Space in Zürich-Seebach auf einen Spezialsattelschlepper des Unternehmens Ernst Autotransport AG aufgeladen. «Wir, das ganze EAG Team, freuen uns auf den spektakulären Nachttransport und sind stolz einen Beitrag zur Bewahrung der Raumfahrt-Geschichte leisten zu dürfen», sagte Christina Ernst, Geschäftsführung Ernst Autotransport AG. «Der Spezialtransport ist bei uns in besten Händen, denn Abweichungen vom Standard, das ist unsere Paradedisziplin.»
Am Freitag, 12. April, fuhr der Lastwagen mit Begleitfahrtzeug um 01:30 Uhr früh los. Von Zürich-Seebach ging es auf Überlandstrassen durch das Zürcher Unterland. In Wettingen fuhr der Grosstransporter auf die Autobahn in Richtung Bern. Die Profis fuhren ohne Schwierigkeiten bis Bern-Köniz ud von dort mitten durch die Ortschaften. Um 04:30 Uhr erreichte der Transport die Uecht bei Niedermuhlern (BE) im Naturpark Gantrisch, wo das ATV vorübergehend bei Res Kunz untergebracht werden kann.
Dann ging es ans Abladen. Zuerst wurde das kleinere der beiden ATV-Teile mit dem Kran vom Lastwagen gehievt, bevor es in einer Scheune verschwand. Das grössere Teil luden die Spezialisten der Ernst Autotransport AG im Freien ab, wo es in den kommenden Wochen demontiert und ebenfalls in die Scheune verfrachtet wird.
Ausstellung des ATV im Swiss Space & Sustainability Observatory (s3o)
In gut zwei Jahren, wenn das Swiss Space & Sustainability Observatory (s3o) realisiert ist, könnte das Automated Transfer Vehicle aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden. Das neue Schweizer Zentrum für Astronomie, Weltraumwissenschaft und Klimaveränderung wird in enger Zusammenarbeit mit der Universität Bern und vielen Partnern realisiert. Architekt des Neubaus ist kein Geringerer als der Tessiner Mario Botta.
«Wir werden abklären, ob wir das ATV unserem künftigen Publikum zugänglich machen können», sagt Andreas Blaser, Präsident der Stiftung Sternwarte Uecht. Es sei vorstellbar, das Ausstellungsobjekt – vorbehältlich allfälliger notwendiger Bewilligungen – dezent, bspw. liegend und etwas versenkt, in die Aussengestaltung des s3o einzubeziehen. «Damit können wir Besuchern zeigen, wozu Schweizer Ingenieure in der Raumfahrt fähig sind. Reale Objekte aus der Schweizer Forschung sind bestens geeignet um Jugendliche für MINT Fächer zu begeistern», sagt Andreas Blaser.
Das ATV-4, getauft auf den Namen Albert Einstein, während dem Anflug auf die Internationale Raumstation ISS. (Bild: NASA)
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Artikel-Update 21. April 2019