«Ganz besonders faszinieren mich die Geschichten dahinter»

Der Niederlenzer Guido Schwarz befasst sich seit seiner Jugend mit Raumfahrt und Weltraumforschung. Er verfügt über eine grosse Sammlung von originalen Objekten, die er in Ausstellungen und an Events des Swiss Space Museums zeigt. Am 26. März wird Guido Schwarz im Rahmen des BiblioWeekend das Referat «Aufbruch in die Unendlichkeit – faszinierende Geschichte und Geschichten aus Raumfahrt und Weltraumforschung» halten. Das Bibliotheks-Team hat mit Schwarz gesprochen.

 

Herr Schwarz, Sie beschäftigen sich schon seit mehr als 40 Jahren mit Raumfahrt und dem Weltall. Was fasziniert Sie daran?

Wer sich mit dem Weltall befasst, entdeckt nicht nur faszinierende Naturschauspiele und unglaubliche Schönheit, sondern stösst auf unzählige Fragen, die es zu beantworten gibt. Wie ist das All entstanden? Gibt es da draussen Leben? Ist der Mensch fähig, weiter als „nur“ bis zum Mond zu reisen? Wie können wir entfernte Himmelskörper trotz unüberwindbarer Distanzen erforschen?

Wissenschaft und Raumfahrt helfen uns dabei, diese Fragen mit ausgeklügelter Technik, neu entwickelten Methoden und unstillbarem Forschergeist zu beantworten. Ganz besonders faszinieren mich die Geschichten dahinter.

 

Das klingt spannend. Doch was hat mit Weltraumforschung der Schweiz zu tun?

Eine ganze Menge! Die Schweiz ist seit Jahrzehnten intensiv in die internationale Weltraumforschung involviert. Bei der ersten Apollo-Mondlandung zum Beispiel stammte das einzige nicht-amerikanische Experiment von der Universität Bern. Der Astronaut Buzz Aldrin stellte das Berner Sonnenwindsegel auf dem Mond auf.

Oder erinnern Sie sich an die Mission Rosetta vor einigen Jahren? Eines der wichtigsten Instrumente der Raumsonde, die zum Kometen Churyumov-Gerasimenko geflogen ist, war ein Massenspektrometer, das ebenfalls aus Bern stammte.

Auch die Marsforschung kommt ohne Schweizer nicht aus. Mit der Raumsonde ExoMars kreist die Berner Stereokamera CaSSIS um den roten Planeten. Und an der Forschung mit dem Mars-Lander InSight, der das Innere unseres Nachbarplaneten untersucht, ist die ETH Zürich beteiligt.

Und schliesslich befindet sich das Weltraumteleskop CHEOPS – eine ESA-Mission unter Schweizer Leitung – seit Ende 2019 im All und untersucht Planeten, die um weit entfernte Sterne kreisen, sogenannte Exoplaneten. Den allerersten Exoplanet haben übrigens die zwei Schweizer Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz 1995 entdeckt.

Aber auch die Schweizer Industrie ist mit dem Bau von Raumsonden, Raketenteilen und Instrumenten massgeblich in die Raumfahrt involviert.

 

Und genau das verschlingt Millionen. Könnte man dieses Geld nicht besser hier auf der Erde einsetzen, statt es ins All zu schiessen?

Ich muss immer schmunzeln, wenn mir diese Frage gestellt wird. Zuerst ist zu bemerken, dass das Geld hier auf der Erde und nicht im All ausgegeben wird. Konkret: es werden Löhne bezahlt.

Aber es gibt noch viel wesentlichere Punkte. Die meisten Entwicklungen aus der Raumfahrt und Weltraumforschung kommen uns allen zugute. Einerseits sind das die technischen Entwicklungen. Ohne Raumfahrt würden Sie heute keinen miniaturisierten Computer mit sich herumtragen – ihr Handy! Auch Apps für Wetterprognosen oder Navigation würden nicht existieren. Dazu kommen Instrumente, die ursprünglich in der Raumfahrt Anwendung fanden und heute in der Weiterentwicklung zum Beispiel zur Ferndiagnose von Trinkwasser oder in der Medizin zur Diagnose von Tumoren verwendet werden können. Und schliesslich haben wir dank Erdbeobachtungssatelliten eine Vielzahl von Daten über Umwelt, Unwetter, Ernten etc.

Andererseits dient die Raumfahrt der Grundlagenforschung und hilft uns, unser Wissen über das Universum zu erweitern.

 

2011 haben Sie das Swiss Space Museum gegründet. Was ist das Swiss Space Museum?

Das Swiss Space Museum ist eine Initiative, welche zum Ziel hat, die Themen Raumfahrt und Weltraumforschung einem breiteren Publikum näher zu bringen und so Nachwuchs für MINT-Berufe zu inspirieren.

 

Sie haben eine Sammlung zum Thema Raumfahrt und Weltraumforschung. Was müssen wir uns darunter vorstellen?

Meine Sammlung umfasst rund 2’000 Objekte. Dazu gehören zum Beispiel ein Raumanzug, Raketenteile, Geräte aus Mission Control, persönliche Gegenstände von Astronauten, Prototypen von Raumsonden-Instrumenten, Manuals und Checklisten, Kleidungsstücke, Fotos, Bücher und vieles mehr. Das Swiss Space Museum besitzt zudem die Nachbauten einer Mercury-Raumkapsel und eines Apollo-Mondfähren-Cockpits.

 

Wie kommen Sie an diese Objekte?

Es gibt international verschiedene Plattformen, auf denen man solche Objekte kaufen kann. Dazu kommt ein umfangreiches Kontaktnetz zu anderen Sammlern. Und schliesslich stammt ein erheblicher Anteil der Objekte aus Schenkungen von Universitäten und Privatpersonen.

 

Kann man das Swiss Space Museum besuchen?

Das Swiss Space Museum hat keine eigenen Räume, die besucht werden können. Wir realisieren jedoch von Zeit zu Zeit Ausstellungen und Events. 2019 hatten wir zum Beispiel zusammen mit dem Museum Burghalde in der Seifi Lenzburg eine Ausstellung. Dazu kommen Online-Veranstaltungen für alle interessierten Personen.

Ende Mai 2022 werden wir an der Fantasy Basel eine neue Ausstellung präsentieren. Und ganz aktuell arbeiten wir an der Realisation einer virtuellen Ausstellung, die Sie bequem auf ihrem Computer oder Handy besuchen können.

Damit interessierte Personen bezüglich unserer Aktivitäten auf dem Laufenden bleiben, abonnieren sie am besten unseren Newsletter.

 

Vom 25. bis 27. März 2022 findet unter dem Motto «Nach den Sternen greifen» das nationale BiblioWeekend statt. Guido Schwarz wird am Samstag, 26. März, in der Bibliothek Niederlenz das Referat «Aufbruch in die Unendlichkeit – faszinierende Geschichte und Geschichten aus Raumfahrt und Weltraumforschung» halten. Darin präsentiert Schwarz spannende Facts und Hintergrundwissen zu historischen Raumfahrt-Missionen und zu ganz aktuellen Ereignissen, welche sich im All draussen derzeit zutragen. Ein besonderer Leckerbissen: Guido Schwarz wird einige seiner originalen Sammlerstücke mitbringen; unter anderem den Handschuh eines russischen Raumanzugs.

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