Mitte März konnte Guido Schwarz bei der RUAG Space in Zürich-Seebach das bis zu diesem Zeitpunkt grösste Ausstellungsstück des Swiss Space Museums abholen: die Spitze einer Raketenverkleidung der europäischen Trägerrakete Ariane 5. Dank der Offenheit des Teams des Innovationspark Zürich ist das Objekt derzeit in Dübendorf untergebracht, wo es im Sommer im Rahmen der Roadshow «Liftoff to Space» öffentlich zu sehen ist.
Guido Schwarz strahlt. Denn in diesen Tagen konnte er ein neues, grosses Raumfahrtartefakt in die Sammlung des Swiss Space Museums aufnehmen. Im Herbst des vergangenen Jahres hat ihm das Schweizer Unternehmen RUAG Space die Spitze einer Raketenverkleidung der europäischen Trägerrakete Ariane 5 angeboten. Für Schwarz war klar, dass er das Angebot annimmt. «Diese Raketen-Fairing ist ein wichtiges Stück aktueller Raumfahrtgeschichte», erklärt er. «Die Ariane 5 ist die erfolgreichste europäische Rakete. Sie hat schon unzählige Satelliten und Raumsonden ins All gebracht. Die Nutzlastverkleidungen haben dabei immer zu 100% funktioniert.»
Mit Kork gegen Reibungswärme
RUAG Space ist der weltweit führende Anbieter von Nutzlastverkleidungen. Die Firma produziert sie sowohl für die europäischen Trägerraketen Ariane 5 und Vega als auch für amerikanische Atlas-Raketen. Die Nutzlastverkleidungen werden in Verbundtechnologie hergestellt; sie bestehen aus einem Aluminium-Wabenkernen mit kohlefaserverstärkten Kunststoff-Deckschichten. Diese Bauweise ermöglicht die Kombination von geringem Gewicht und hoher Steifigkeit. Die Aussenhaut besteht zudem aus Kork. Dieser schützt vor der aerodynamischen Reibungswärme, die während des Aufstiegs ins All an der Aussenseite der Verkleidung entsteht.
Schulkollege transportierte das Teil
Das Artefakt, das Guido Schwarz in Empfang nehmen durfte, ist lediglich die Spitze der Nutzlastverkleidung, die sogenannte Nose Cone. Sie ist gut dreieinhalb Meter hoch, vier Meter breit und zwei Meter tief. Die ganze Fairing würde in der Höhe – je nach Nutzlast-Konfiguration – zwischen knapp 20 und mehr als 35 Meter messen.
Am Dienstag, 19. März, war es soweit. Das Raketenteil konnte in Zürich-Seebach abgeholt werden. Für den Transport des Objekts an den künftigen Ausstellungsort konnte Guido Schwarz seinen Schulkollegen Stefan Marty von Marty Transport AG in Watt gewinnen. Die Fachleute der RUAG staunten nicht schlecht, als Marty mit SUV und Kleinanhänger vorfuhr. «Passt das Raketenstück da wirklich drauf?», fragte einer.
Es passte! In der Lagerhalle hob ein Ingenieur die Verkleidung mit einem Kran an und senkte sie langsam auf den Anhänger ab. «Viel grösser hätte das Ding nicht sein dürfen», sagte Stefan Marty schmunzelnd. «Sonst wäre statt eines normalen Transports ein Schwertransport notwendig gewesen; nicht wegen des Gewichts, sondern wegen der Dimensonen.»
Dank Leichtbauweise von Hand abgeladen
Doch alles klappte perfekt. Nach rund einer halben Stunde fuhr Stefan Marty mit dem ungewöhnlichen Transportgut aus dem Firmengelände in Zürich-Seebach in Richtung Dübendorf zum Innovationspark Zürich, wo das Raketenteil für unbestimmte Zeit ausgestellt wird.
Das Abladen gestaltete sich erstaunlich einfach. Vier Personen hievten die Fairing mit Leichtigkeit vom Anhänger. Ein handfester Beweis dafür, dass in der Raumfahrt Leichtbauweise verwendet wird.
Guido Schwarz zeigte sich erfreut und erleichtert, dass alles so reibungslos und schnell verlaufen ist. «Ich bin sehr froh, dass wir so tolle Partner haben, die uns ermöglichen, Schweizer Raumfahrt dem Publikum zugänglich zu machen», sagte Schwarz.
Grössere Herausforderung wartet noch
Doch zum Ausruhen bleibt Guido Schwarz keine Zeit. Denn parallel zur Übernahme der Ariane-5-Nutzlastverkleidung läuft die Rettung eines viel grösseren Objekts. RUAG Space hat dem Swiss Space Museum den Prototypen des Automated Transfer Vehicles (ATV) offeriert. Das ATV ist rund sechs Meter hoch und hat einen Durchmesser von viereinhalb Metern, was es nicht ganz einfach macht, einen Lager- und Ausstellungsort zu finden.
Dank eines Beitrags von «10vor10» im Schweizer Fernsehen konnte Schwarz in der Zwischenzeit zwar einen Ort für das ATV finden. Doch der Transport wird sich um einiges schwieriger gestalten als der für die Fairing. «Wir benötigen einen Spezialtransport mit Überbreite», sagt Schwarz. «Das kostet!» Doch der Leiter des Swiss Space Museums ist zuversichtlich, dass eine der Spezialfirmen dies in Form eines Sponsorings machen wird.
Schauen Sie sich alle Bilder zur Ariane-5-Nose-Cone in unserer Flickr-Galerie an.
Das Ariane-5-Raketenteil kann vom 15. Juli bis 4. August im Rahmen der Roadshow «Liftoff to Space» des Swiss Space Museums im Innovationsprak Zürich in Dübendorf bestaunt werden.